1919-1945

 

1919 - 1945

Während des Krieges gibt es kein Vereinsleben mehr. Nach dem Ersten Weltkrieg blüht es wieder etwas auf. Meistens beschließt man einen allgemeinen und einen Kehrausball in der Faschingszeit abzuhalten, und kaum ein Jahr vergeht ohne die übliche Weihnachtsfeier.

Sonst gibt es Übungen, aber auch ernsthafte Einsätze. Auch davon ein paar Beispiele:

1920 brennt beim Seirer in Wangen der Stadel. Im gleichen Jahr wird von der Wehr ein

Moorbrand gelöscht.

1922 kann durch den schnellen Einsatz des Feuerwehrmannes Franz Friesenegger ein

Großbrand im Schloß Leutstetten verhindert werden.

1923 wird ein Silobrand im Gut Schwaige von der Leutstettener Wehr gehalten und

ein Einsatz in Hausen ist erforderlich..

1928 Einsatz in Hausen.

1930 Einsatz in Hausen.

1929 kann ein Brand im Arbeiterhaus des Gutes Rieden gelöscht werden.

1938 kann die Wehr bei einem Stadelbrand verhindern, daß der Bergschneiderhof mit

abbrennt. Im gleichen Jahr löscht sie einen Moorbrand und ist im Einsatz, um den Stadel

des Kunstmalers Walch zu retten.

 

Hier gibt es etwas nachzutragen:

Im Protokollbuch der Starnberger Feuerwehr des Jahres 1925 ist unter dem 8. August ein Eintrag zu finden, der doch etwas imitiert, denn da steht doch tatsächlich kurz und bündig:

" . . Ebenso wird beschlossen, sich beim 50jährigen Jubileum der freiw. Feuerwehr Leutstetten zu beteiligen." Weitere Auskünfte gibt das Starnberger Protokollbuch nicht. Dafür finden wir im Land- und Seeboten einen Hinweis, denn er lädt am 2. und 3. September unter "Vereinskalender" zu diesem Fest ein: "Freiw. Feuerwehr Starnberg. Am kommenden Sonntag, den 6. September feiert die freiw. Feuerwehr Leutstetten ihr 50jähriges Stiftungsfest. Vormittags 91/2 Uhr Festgottesdienst. Die Herren Kameraden werden zur zahlreichen Beteiligung hiermit freundlichst eingeladen. Bei genügender Beteiligung Fahrt mit Mannschaftswagen. Meldung bis Samstag abends. Abfahrt Sonntag früh 8 Uhr ".

 

Was es mit diesem "50jährigen Stiftungsfest" auf sich hat, läßt sich nicht mehr klären. Dagegen steht jedenfalls, wie eingangs, erwähnt, der Eintrag im Starnberger "Feuerwehr Journal" von 1865, mit dem die Leutstettener Wehr verpflichtet wird, einen eigenen Zweigverein zu gründen.

 

Eine Stelle aus dem Kurzbericht über den IX.Feuerwehrtag am 6. Mai 1875 in Feldafing macht die Sache nicht verständlicher. Anwesend sind damals der Herr Landesvorsitzende Jung und 21 Feuerwehr-Vertretungen. "Herr Oberinspektor Jung führte den Vorsitz. - Der Verband zählt 41 Feuerwehren mit 2100 Mann, darunter 8 neue Feuerwehren: Forstenried, Traubing, Aschering, Schlagenhofen, Geratshausen, Unterschleißheim, Meising und Leutstetten."

Es gibt also nur die Möglichkeit, daß die Leutstettener Feuerwehr, seit 1865 ein "Zweigverein", sozusagen ein nicht eingetragener Verein mit seinem eigenen Kommandanten war, daß sie sich aber erst nach deutlichem, längerem Zögern 1875 dem Bezirks-Feuerwehr-Verband angeschlossen hat.

Die beiden Bezirks-Feuerwehr-Verbände rechts und links der Isar, gegründet 1868, zählen am Ende des Jahres 1870 zusammen ganze 17 Feuerwehren. 1875 sind es beim Verband links der Isar bereits 42 und rechts der Isar gar 53 Wehren.

In diesen Jahren sind den Gemeinden Feuerwehren zwar zur Pflicht gemacht worden, aber der Aufbau scheint, wie alten Schriften zu entnehmen ist, doch recht mißtrauisch zögernd vonstatten gegangen zu sein.

Von diesem Fest berichtet wieder einmal der Land- und Seebote, und zwar schon einen Tag später: " . . . Der 6. September war der Tag der Leutstettener Freiw. Feuerwehr, deren 50jähriges Stiftungsfest in festlichem Gepräge Ausdruck fand. Nach dem Festgottesdienst erfolgte ein Umzug durch die Straßen des Dorfes, der sich dann vor dem Gasthaus Weber auflöste. Herr Brennmeister Sommer hielt die Begrüßungsansprache, worauf Herr Fischhaber, Starnberg, zu einer eindrucksvollen Rede das Wort ergriff und zugleich die Ehrenzeichen für 50jährige Mitgliedschaft den ergrauten Gründungsmitgliedern Anton Winter, Andreas Schüttl, Anton Schuster und Georg Huber überreichte. Frl. Marie Wutz sprach einen Prolog. Unter den erschienenen Gästen war auch S. Kgl. Hoheit Prinz Franz. Nach der offiziellen Feier vergingen die Stunden des Nachmittags in gemütlichem Beisammensein, begleitet von den Klängen einer Musikkapelle und zeitweise dröhnte Böllersalut durch das stille Tal."

In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg steht das Schloß leer. Um 1935 wird es von dem Kronprinzen Rupprecht bezogen, aber das Sagen hat in Leutstetten ein ehemaliger Hausl vom Blauen Bock in München mit Namen Christian Weber. Und weil dieser Mann, ein Günstling seiner Zeit, am besonderen Schutz seines "privaten Eigentums" interessiert ist, bekommt 1938 die Feuerwehr Leutstetten eine moderne TS 8 Magirus, eine Tragkraftspritze mit Anhänger und Ausrüstung, auf dem Dienstweg zugewiesen. Zugmaschinenersatz ist ein alter Opel Zweisitzer, den die Feuerwehrmänner Elias getauft haben und der zum Teil seinen Dienst mühsam und keuchend bis zum Krieg tut.

 

Die jüngere Geschichte braucht man kaum zu erzählen. Viele von Ihnen haben sie sicher selbst in unseliger Erinnerung. Große Aufmärsche, lautstarke Reden, hemmungslose, gewissenlose und selbstmörderische politische Aktionen, Millionen von Toten und Sterbenden draußen an den Fronten, daheim in den Städten und hinter dem Stacheldraht der Konzentrationslager. Die Leutstettener Feuerwehr fährt nun ihre Einsätze nicht mehr in Leutstetten und Umgebung, sondern in München, das nicht mehr Landeshauptstadt ist, sich dafür aber Hauptstadt2 der Bewegung heißen darf.

 

Alarmiert wird meist durch Telefon von einer Befehlsstelle in München aus beim Weberwirt, der als einziger in Leutstetten damals ein Telefon besitzt, denn das Schloß ist unterdessen leer, Kronprinz Rupprecht hat das Land verlassen müssen.

Der Alarm wird durch den alten Schmied Andrä weitergegeben. Zu diesem Zweck hat er sich vor dem Haus eine Eisenschiene aufgehängt, auf die er mit einem Hammer schlägt, um die Feuerwehrmänner aus dem Schlaf zu schrecken.

Seit 1943 werden die ersten Einsätze gefahren, einer der größten bei einem Sägewerk in Forstenried. Es kommen im Sommer 1944 die schweren Angriffe auf München, einer auf den anderen. Ich darf dabei ein paar Haupteinsätze nennen: Am Harras, an der Großmarkthalle, im Schlacht- und Viehhof, beim Bahnhof Milbertshofen und vor allem Einsätze beim Brand der Johann-Nepomuk-Kirche, der berühmten Asam-Kirche und beim Brand des Deutschen Museums.

Zum Teil werden die Einsätze noch während der Angriffe gefahren und wenn die Häuser leergebrannt oder hin und wieder sogar gelöscht sind, ist die Arbeit der Feuerwehr noch lange nicht zu Ende. Die leergepumpten Löschweiher, die überall in der Stadt angelegt sind, müssen wieder gefüllt werden. 16mal wird mit einem alten Opel-Kapitän des Kunstmalers Walch, manchmal auch mit einem Bulldog mit Glühkopfzünder nach München gefahren und es gibt kaum einen Einsatz, bei dem nicht Reifen geflickt werden müssen, denn sie sind schlecht, von Glasscherben im Straßenschutt zerschnitten, und neue gibt es nicht einmal für die Feuerwehr.

Diesmal kehren vierundzwanzig Leutstettener vom Krieg nicht heim, die meisten von ihnen Mitglieder der Feuerwehr. Dann kommt das Jahr 1945, die Feuerwehr bleibt zwar bestehen, aber die Feuerwehrmänner dürfen keine Uniform, sie dürfen keine Helme mehr tragen, denn sie könnten ja, auch nach der Kapitulation, in dieser Aufmachung den Besatzungstruppen noch gefährlich werden.

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