Geschichtliches Umfeld

König Ludwig II. ist wie sein Vetter, der spätere König Ludwig III. auch, zwanzig Jahre alt. Vor gut einem Jahr ist er seinem Vater, König Max II., noch nicht 19jährig, auf den Thron gefolgt. Hochgewachsen, bildhübsch, der Schwarm aller jungen Mädchen, so schreitet er zum ersten Mal in der Uniform eines bayerischen Generals, in lichtblauem Waffenrock mit weißer Hose und schwarzen Stulpenstiefeln, den Generalshut in der linken Hand, die brennende Kerze in der rechten, bei der Fronleichnamsprozession hinter dem Allerheiligsten durch die Straßen der königlichen Haupt- und Residenzstadt München. Seit dem September 1862 ist Otto von Bismarck preußischer Ministerpräsident. 1864 kommt es zum Krieg, den Österreich und Preußen gemeinsam gegen Dänemark führen, der im Sturm auf die Düppeler Schanzen seinen Höhepunkt und der im Herbst des gleichen Jahres seinen Abschluß im Frieden von Wien findet. Im Jahre 1865 ist es endlich wieder einmal ruhig im alten Europa, und niemand ahnt, daß es das letzte Jahr eines wirklich freien, unabhängigen Königreiches Bayern oder, wenn Sie wollen, eines freien Landes Bayern ist. Wohl nur wenige, die sich beständig mit Politik befassen, ahnen, daß ein Unwetter vor der Türe steht. 1866. - Am 15. Juni kommt es zum Krieg mit Preußen. Preußen kämpft mit den kleineren norddeutschen Staaten gegen Österreich, gegen die vier Königreiche Bayern, Württemberg, Sachsen und Hannover und mehrere kleinere Herzog- und Fürstentümer. Dabei fällt die Entscheidung bereits in der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli. Kurz darauf kommt es noch zum sogenannten Main-Feldzug. Im Gefecht bei Helmstedt wird der junge Prinz Ludwig, der spätere Schloßherr von Leutstetten, verwundet. Es kommt zu einer Reihe von Gefechten an der fränkischen Saale, der Tauber und dem Main, Kämpfe, die man mit Anstand verliert. Unter dem lähmenden Eindruck der Niederlage von Königgrätz riskiert man aber weiter nichts mehr. Die Preußen besetzen Würzburg und Nürnberg und am 2. August tritt der Waffenstillstand in Kraft, der schon sechs Tage vorher beschlossen war. Sicher hat dieser Krieg auch seine Schatten nach Leutstetten und Petersbrunn geworfen, und vielleicht war auch ein Leutstettener Feuerwehrmann, den man in eine Soldatenuniform gesteckt hat, mit dabei auf dem Marsch nach Unterfranken ins Maingebiet.

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